Frettsack by Murmel Clausen

Frettsack by Murmel Clausen

Autor:Murmel Clausen
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783641074371
Herausgeber: Heyne Verlag (Verlagsgruppe Random House GmbH, München)
veröffentlicht: 2012-05-08T22:00:00+00:00


Fruchtfliege

»Fruchtfliegen wird man am besten los,

wenn man ihnen ein Glas

mit Wein oder Essig hinstellt, in das man

einen Tropfen Spülmittel gibt.«

»Jessi findet die Tischdeko total süß«, sagt Maren höchst erfreut, als sie in die Küche kommt, wo ich gerade meine angeblich selbst gemachte Mousse au Chocolat in den Kühlschrank packe. Natürlich ist sie aus dem Käseladen in der Wörthstraße, die beste Mousse der Welt, wie mir immer wieder bestätigt wird. Kostet auch einiges, wenn man eine kleine Schüssel davon besorgt.

»Tischdeko?«

»Ja, siehst du gleich. Aber achte lieber auf die Dame als auf die Deko.«

»Wovon du ausgehen kannst«, versichere ich. Keine Reaktion. Mir ist das Wort Tischdeko bis zum Start von »Das perfekte Dinner« nicht untergekommen, dem größten Teil Deutschlands dürfte das genauso gegangen sein. Ich schaue das oft, weil vor acht immer nur Schrott im Fernsehen kommt, danach auch, aber dann wenigstens Brachialschrott wie Casting- oder Real-Life-Shows. Leider bin ich kein Zuschauer der ersten Stunde, weshalb ich nicht sagen kann, ob in den ersten Folgen auch schon so viel Wert auf Gestrüpp, Kerzen oder thematisch auf den Tisch gestreute Perlen und Steine gelegt wurde. Für mich gilt noch immer, dass die einzige Deko ein voller Teller, ein alkoholisches Getränk und eine reizende Frau sein sollte, alles andere stört.

Maren führt mich ins Wohnzimmer. Ich muss zugeben, dass die Küche in Ordnung ist, Ikeamodule aus Birke mit weißen Spanplatten und Arbeitsflächen aus Metall. Würde ich mir auch in die Küche stellen, wenn ich die Wahl hätte. Das Wohnzimmer hingegen ist nicht so meins. Irgendwie ist alles zu aufgeräumt, dekoriert und platziert. Auf einem Sideboard liegen die aktuellen Ausgaben von Cosmopolitan, Gala und Playboy. Ich habe noch nie einen Haushalt gesehen, in dem dieses Ganzkörper-Retusche-Magazin einfach so ausliegt. Es ist schon schlimm genug, wenn in der S-Bahn ein paar Business-Kasperl den Playboy durchblättern, den sie im Flugzeug mitgenommen haben, denn ich weiß nicht, was sie damit zum Ausdruck bringen wollen. Das gleiche Unverständnis herrscht nun hier.

In der Couchecke, ich tippe mal auf BoConcept, liegt ein Flokati unter einem flachen, langen Dunkelholztisch, darauf brennen ein paar Teelichter in Teelichthaltern, Knabberzeug und Aperitifs stehen bereit, ebenso Ralf und Jessi, die sich erhoben haben, um mich zu begrüßen.

Mit Ralf schlage ich ein, BoConcept-Gangster-Style, Jessi reicht mir ihre zarte Hand, und ich ziehe den abgedroschenen Handkuss-Joker, was von Maren mit Kichern und den allervorhersehbarsten Worten begleitet wird – »Oh, ganz der Gentleman« –, so dass ich mich etwas wundern muss. Wie weit hat Ralf Maren schon in seine Welt hineingezogen?

Weit genug jedenfalls, dass sie mir einen Spritz anbietet, was aber nicht schlimm ist, das Zeug trinkt sich ganz gut weg. Da sich Maren zu ihrem Gatten setzt, muss ich neben Jessi Platz nehmen, die mir irgendwie bekannt vorkommt. Wo ich sie schon mal gesehen haben könnte, fällt mir nicht ein, doch da sie mich nicht so ansieht, als hätte es eine nennenswerte Begegnung in der Vergangenheit gegeben, bilde ich mir das wohl nur ein. Sie ist etwa eins siebzig groß, schlank, hat einen kleinen, unauffälligen Leberfleck über ihrem rechten



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